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Pressemitteilung von Isabell Werth zum Dopingfall Whisper (also in English)


Quelle: www.isabell-werth.de


'Gestern informierte mich die FN darüber, dass bei meinem Pferd Whisper anlässlich der Medikationskontrolle vom 30. Mai 2009 am Internationalen Pfingstturnier in Wiesbaden ­ Kleine Tour/St. Georg - Restspuren der Wirksubstanz FLUPHENAZINE gefunden wurden. Es ist mir deshalb ein Anliegen, die Öffentlichkeit - ergänzend zur FN-Mitteilung vom 24. Juni 2009 -persönlich über die Hintergründe dieser Angelegenheit zu informieren.
Whisper leidet am sog. SHIVERING SYNDROM, zu Deutsch "Zitterkrankheit" genannt. Es handelt sich um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Gleichgewichtsstörungen auslöst, wenn das Pferd - wie zum Beispiel beim Beschlagen, Bandagieren und Putzen - längere Zeit auf nur 3 Beinen stehen kann. Das Pferd beginnt dann aus Unsicherheit zu "zittern" und macht unkontrollierte Ausfallschritte, da es glaubt, das Gleichgewicht zu verlieren und "umzufallen". Diese Krankheit ist zwar nicht schmerzhaft, und sie schränkt auch die Sporttauglichkeit des Pferdes nicht ein, aber sie bewirkt wegen der unkontrollierten Ausfallschritte eine erhöhte Verletzungsgefahr für die am Pferd arbeitenden Personen (Schmied, Pfleger, Reiter).
Ich habe mich deshalb bei meinem Tierarzt Dr. Hans Stihl (SUI) erkundigt, ob und wie man dieses Shivering Syndrom behandeln kann. Dr. Stihl erklärte mir, dass es bis heute kein Medikament gibt, mit dem sich die Krankheit vollständig heilen läßt, dass aber mehrere von ihm behandelte Pferde gut auf das Medikament MODECATE angesprochen hätten. Dieses Medikament enthält die Wirksubstanz FLUPHENAZINE. Wir haben Whisper daraufhin am 16. Mai 2009 einmalig mit diesem Medikament behandelt, um herauszufinden, ob er auf dieses Medikament anspricht. Dies war der Fall, denn das Zittern wurde schwächer und es gab deutlich weniger unkontrollierte Ausfallschritte beim Beinanheben.
Auf meine Frage nach der Absetzdauer sagte mir Dr. Stihl, dass nach seiner bisherigen Erfahrung 6 Tage reichen, dass man aber nie ganz sicher sein könne. Deshalb haben wir uns aus Sicherheitsüberlegungen dazu entschlossen, Whisper erstmals wieder am 30. Mai 2009 am Turnier in Wiesbaden einzusetzen. Diese Entscheidung habe ich nach bestem Wissen und Gewissen getroffen. Trotzdem hat nun das Dopinglabor der FEI Restspuren des besagten Wirkstoffes festgestellt. Der Grund dafür könnte sein, dass das Labor eine neue Analysemethode angewendet hat.
Die FEI hat nun eine sofortige Sperre gegen mich verhängt, wie dies das geltende Reglement in solchen Fällen zwingend vorschreibt. Dass nur noch unwirksame Restspuren des verabreichten Medikamentes nachweisbar waren, spielt nach dem geltenden Reglement keine Rolle. Ich bedaure den Vorfall zutiefst, war aber der Überzeugung, korrekt gehandelt zu haben und wünsche mir, dass das Reglement möglichst rasch so überarbeitet wird, dass sinnvolle medizinische Behandlungen bei Sportpferden möglich werden, ohne dass man deswegen lange Sperren riskiert, weil sich die Absetzzeiten wegen laufend neuer Analysemethoden ständig verändern und im doppelten Sinn des Wortes "unberechenbar" werden.
Ich bin mir bewusst, dass ich zu Zweifeln an der Redlichkeit und Sauberkeit meiner Person und unseres Sports Anlass gegeben habe. Ich entschuldige mich auf diesem Wege bei allen, die dem Reitsport und mir verbunden sind. Selbstverständlich werde ich alles tun, um an der Aufklärung der noch eventuell verbleibenden Fragen mitzuwirken.'



Press Release by Isabell Werth -- June 24, 2009


'Yesterday I was informed by the FN that during a medication test on May 30, 2009 at the CDI in Wiesbaden, traces of the substance FLUPHENAZINE were found in a sample taken from my small tour horse Whisper. Therefore I feel the need to inform the public personally - in addition to today's FN press release - about the background of this matter.
Whisper suffers from the so-called SHIVERING SYNDROME. This affects the central nervous system and causes imbalances if the horse has to stand on three legs for a longer while - for example when being groomed, bandaged or shod. Feeling insecure, the horse begins to shiver and lunges uncontrollably for fear of losing its balance and keeling over. This illness is not painful and does not influence a horse's ability to compete, but it entails an increased risk for the persons working with the horse (farrier, groom, rider).
Therefore I asked my veterinarian Dr. Hans Stihl (SUI), if and how this Shivering Syndrome can be treated. Dr. Stihl explained to me that so far there is no cure for this ailment, but that several horses in his care had showed positive reactions to a drug called MODECATE. This drug contains FLUPHENAZINE as an active substance. So we treated Whisper once, on May 16, 2009, with this drug, in order to find out if he responds to it. This was the case, the shivering was reduced, and there was less uncontrolled movement when we raised one of his legs.
When asked for the settling time, Dr. Stihl told me that according to his experience, six days are enough, but one could never be completely sure. So, to be on the safe side, we decided to let Whisper compete again on May 30, 2009 in Wiesbaden. I took this decision to the best of my knowledge. In spite of this, the FEI doping lab has now found traces of said substance. One reason may be that the lab has used new analyzing methods.
The FEI has suspended me immediately, as dictated by the rules of procedure. The fact that only ineffective traces of the drug were found does not matter according to those rules. I deeply regret this incident, but I was convinced that I had acted correctly. I wish the rules were revised as quickly as possible in a way that allows reasonable treatment of sport horses without risking long suspensions because the settling times change constantly with each new method of analysis and become literally "incalculable".
I am aware that I have given reason to doubt the honesty and cleanness of my person and of our sport. I herewith apologize to everyone who is close to me and to equestrian sports. Of course I will do everything to help clarifying any questions that still remain.'